Seit jeher ist der Mensch fasziniert von dem Gedanken an die Möglichkeit sich unsichtbar machen zu können.
Dies zeigt sich nicht zuletzt an den vielen Schriftstellern und Philosophen, die sich mit dem Thema auseinander gesetzt haben, wie bereits Planton in Der Ring des Gyges oder H.G. Wells in Der Unsichtbare.
Unsichtbarkeit und Wahrnehmung
Glaubt man den Meldungen über Fortschritte in der Entwicklung sogenannter Quantum Suit’s, dann scheint die Möglichkeit sich unsichtbar machen zu können, in nicht allzu ferner Zukunft zu liegen. Bislang wurde allerdings noch nie untersucht, wie sich das Gefühl unsichtbar zu sein, auf die Wahrnehmung des eigenen (unsichtbaren) Körpers auswirkt.
Der Doktorand Zakaryah Abdulkarim zeigt, wie das Gefühl der Unsichtbarkeit ausgelöst wurde (Fotomontage). Credit: Staffan Larsson
Nun ist es schwedischen Wissenschaftler gelungen, ihren Versuchspersonen das Gefühl der Unsichtbarkeit zu geben. Dazu trugen die Versuchspersonen eine VR-Brille (VR1280, Virtual Research Systems) und wurden aufgefordert, auf den Boden zu blicken. Durch die Brille sahen sie allerdings nicht sich selber, sondern stattdessen den leeren Fußboden, der von einer gegenüberliegenden Kamera aufgenommen wurde.
Zusätzlich wurden die Versuchspersonen mit einem Pinsel gestreichelt. Gleichzeitig sahen sie, dort wo eigentlich ihr Körper sein sollte und wo sie auch die Berührung durch den ersten Pinsel spürten, wie ein zweiter Pinsel ins leere nach oben und unten strich. Nach gut einer Minute führte diese Prozedur dazu, dass die Versuchspersonen glaubten, ihr Körper sei unsichtbar.
Ein zweites Experiment
Die Wissenschaftler erweiterten ihr Experiment noch in der Weise, dass sie ihre Versuchspersonen vor ein ihnen unbekanntes Publikum stellten, nachdem in ihnen das Gefühl unsichtbar zu sein, ausgelöst wurde. Vor Publikum zu stehen wird generell als eine stressige Situation angesehen und die Wissenschaftler wollten damit herausfinden, welchen Einfluss das Gefühl der Unsichtbarkeit auf das Stresserleben der Versuchspersonen hat. Während die Versuchspersonen vor dem Publikum standen, wurde ihre Herzfrequenz gemessen und im Anschluss wurden sie zu ihrem Stresserleben befragt.
Um Vergleichswerte zu erhalten, wiederholten die Wissenschaftler die Prozedur mit einer weiteren Körperillusion, der sogenannten Schaufenster Illusion wiederholt. Diese Illusion funktioniert ähnlich wie die Unsichtbarkeit Illusion, mit dem Unterschied, dass in diesem Fall eine Schaufensterpuppe zu sehen ist und das Gefühl ausgelöst wird, ebendiese Schaufensterpuppe sei der eigene Körper. Dabei zeigte sich, dass sowohl die Herzfrequenz als auch der erlebte Stress geringer waren, wenn die Versuchspersonen das Gefühl hatten, unsichtbar zu sein.
Durch die Ergebnisse erhoffen sich die Wissenschaftler neue Ansätze für die klinische Forschung, wie beispielsweise für die Entwicklung neuer Therapien zu Behandlung von Angststörungen.
Weitere Information: 'Illusory ownership of an invisible body reduces autonomic and subjective social anxiety responses', Arvid Guterstam, Zakaryah Abdulkarim & Henrik Ehrsson, Scientific Reports, online 23 April 2015, DOI: 10.1038/srep09831